Zwei junge Snowboarder, in der Halfpipe zuhause, beide mit berechtigten Hoffnungen auf dem Weg in die Weltspitze – und beide jäh ausgebremst durch einen Kreuzbandriss. Doch die 17- bzw. 21-jährigen Freestyler Leilani Ettel und André Höflich haben sich in den letzten Monaten mit ungeheurer Motivation zurück gekämpft – auch mit Unterstützung der Sporthilfe in der #comebackstronger-Förderung.
Sommer 2017 in Mammoth Lakes, CA. Beim Training für einen seiner schwierigeren Tricks drückt sich der deutsche Freestyler beim Absprung in der Halfpipe zu fest von der Wand ab und bekommt viel zu viel Höhe. Beim Fallen aus gut sieben bis acht Metern knallt André Höflich hart auf dem Untergrund auf – und hat Glück im Unglück: „Zum Glück nur‘ das Kreuzband.“ Der 21-Jährige weiß, dass der Sturz auch noch deutlich schlimmere Folgen hätte haben können. Vor rund sieben Jahren riss er sich bereits einmal die Niere. Und auch der Kreuzbandriss ist nicht sein erster. Trotzdem: die Olympia-Saison war für ihn damit frühzeitig beendet, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte.
Für Leilani „Lani“ Ettel dagegen war der Kreuzbandriss im April 2017 zuzog die erste größere Verletzung in ihrer jungen Karriere. Anfangs konnte sie noch gar nicht die Folgen begreifen, aber der damals 15-Jährigen wurde ziemlich schnell klar, was ein komplettes Jahr Auszeit bedeutete. Auch ihr Traum von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Pyeongchang war geplatzt. Viel schlimmer noch: Lani steht normalerweise nahezu in jeder freien Minute auf einem Brett – sei es auf dem Snow-, Skate- oder Surfboard. „Die lange Reha-Pause und die Tatsache, so lange auf keines meiner Boards zu dürfen, war für mich bisher mit Abstand das Blödeste.“ Die nun unfreiwillig freie Zeit hat sie genutzt, um den Unterrichtsstoff nachzuholen, den die Schülerin während der Weltcup-Saison von September bis April verpasst hatte: „Ich hab‘ mich dann auf die Schule konzentriert und die 10. Klasse super abgeschlossen.“ Das habe ihr auch mental durch die Reha-Zeit geholfen.
Ebenso wie die Tatsache, dass sie weiterhin in der Sporthilfe-Förderung blieb: im #comebackstronger-Team. Maßgeblichen Anteil daran hatte die beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Sporthilfe und dem Verband. Der Snowboard Verband Deutschland geht dabei mit viel Wissen und Erfahrung, aber auch sehr gewissenhaft und verantwortungsbewusst vor, um im intensiven Austausch mit der Sporthilfe die bestmögliche individuelle Förderung für die Athleten zu identifizieren. So auch für Lani: „Es hat mir viel bedeutet, dass ich während meiner Verletzungspause nicht ‚hängen gelassen‘ worden bin.“ Durch die weiterlaufende Unterstützung sei ihr auch gezeigt worden, dass es nur eine kurze Auszeit ist, und nicht das Ende ihrer Sportkarriere. Gerade in der Reha-Zeit sei die Nachwuchselite-Förderung der Sporthilfe, finanziert durch die DFL Stiftung, eine große Hilfe gewesen: „Wir konnten einen Ergometer anschaffen, das war das erste, was ich nach der Kreuzband-OP wieder trainieren durfte. Oder auch andere Trainingsgeräte, die mir auch nach der Reha jetzt daheim ein unkompliziertes schnelles Krafttraining ohne Wege ins Fitnessstudio ermöglichen, wenn ich z.B. einen langen Schultag habe.“
Auch André fühlt sich „gut unterstützt, denn die Sporthilfe ist auch in schlechten Zeiten für uns da, und wir haben immer einen Ansprechpartner.“ Da im Leben eines Sportlers immer wieder unerwartete Kosten auftreten würden, sei die Unterstützung von großem Vorteil, damit es einem in solchen Situationen dann finanziell nicht den Boden unter den Füßen wegziehe, zumal solch eine Verletzung auch immer eine psychologische Herausforderung ist. „Anfangs war es sehr schwer für mich wieder auf die Beine zu kommen, da ich wusste, was mir in der Reha bevorstand.“ Sobald jedoch das erste Tief vorüber war, ist er hochmotiviert an die Sache herangegangen, „um endlich wieder das tun zu können, was ich am meisten liebe - Snowboarden.“
Große Motivation zog André auch aus der Vorstellung, besser zurück zu kommen, als vor der Verletzung – nach dem Motto #comebackstronger. Die ausgefallene Wettkampfsaison hat er entsprechend genutzt, „mich in sämtlichen anderen Richtungen unseres schönen, vielseitigen Sports weiter zu entwickeln und mir neue Fähigkeiten anzueignen.“ Daraus resultiere nun ein ganz neues, verbessertes Brettgefühl, das er mit in die Halfpipe nehmen konnte und „ich somit in kürzester Zeit nach Wiederaufnahme des Halfpipe-Trainings schon besser war als zuvor.“ Diese Erfahrung hat auch Lani gemacht. „Dadurch, dass ich so viel Zeit mit Krafttraining verbracht habe, war ich wesentlich fitter als vorher.“
Ihr Wettkampf-Comeback gab Lani bereits im August 2018 bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Neuseeland. Trotz eineinhalb Jahren Pause und einer „fiesen Grippe“ erreichte die Bronzemedaillengewinnerin aus dem vergangenen Jahr das Finale. Für die kommenden Monate liegt ihr Fokus nun jedoch erst einmal auf dem Abitur, „das ich unbedingt richtig gut machen will“. Und anschließend? Erstmal skateboarden und surfen. „Und dann kann ich mich auch voll aufs Snowboarden konzentrieren. Olympia 2022 ist auf jeden Fall ein Ziel!“ – ebenso für André. Für die aktuelle Saison will er zunächst konstante Top 15-Ergebnisse im Weltcup erzielen, sich in den kommenden vier Jahren in der Halfpipe unter den Top 5 der Welt etablieren. Und dann träumt er noch von der Weiterführung und Expansion seines Videoprojekts #Allt4rrain – zu sehen auf vimeo.com…
* 5. Juli 2001
Sporthilfe-gefördert seit 2015
Größter Erfolg:
Bronze Junioren-WM 2017
* 25. April 1997
Sporthilfe gefördert seit 2012
Größter Erfolg:
18. Platz Gesamtweltcup Saison 2016/2017
(Veröffentlicht am 22.11.2019)