Seit fünf Jahren zählt Leonie Beck zu den Aushängeschildern im deutschen Schwimmsport, der nach den beiden medaillenlosen Spielen 2012 und 2016 international abgetaucht schien. Auch sie selbst gehörte in Rio noch zu den enttäuschten Beckenschwimmerinnen – und suchte im Freiwasser eine neue Herausforderung.
Mit Erfolg: nicht erst seit ihren zwei Goldmedaillen bei der Schwimm-WM 2023 wird sie als Medaillenkandidatin für die Olympischen Spiele in Paris 2024 gehandelt. Neben zwei EM-Silbermedaillen 2018 gewann Beck 2019 WM-Bronze und belegte bei den Spielen 2020 in Tokio einen guten 5. Platz im 10 km-Rennen. Als erste deutsche Frau hatte sie es geschafft, sich sowohl für das Becken als auch für das Freiwasser bei Olympischen Spielen zu qualifizieren. 2022 gewann die 26-Jährige WM-Silber über 10 km Freiwasser sowie Gold in der 4x1,5 km-Staffel und zudem EM-Gold über 10 km Freiwasser. Paris 2024 sollen nun nicht nur ihre dritten Spiele werden, sondern auch den Traum einer olympischen Medaille erfüllen. Im aktuellen Sporthilfe Magazin sagt sie:
„Mein Ziel ist ganz klar, um die Medaillen mitzuschwimmen. Jede:r Athlet:in trainiert für diesen Augenblick – die heiße Phase hat längst begonnen."
Profitieren könne sie auf dem Weg dahin nicht nur von ihren über die Jahre gesammelten Erfahrungen, die sie auch taktisch cleverer schwimmen lassen, sondern auch von ihrem Trainingsumfeld in Rom. 2020 hatte sich Beck der international geprägten Trainingsgruppe um Italiens Schwimmstar Gregorio Paltrinieri angeschlossen und trainiert seither unter Fabrizio Antonelli in einer knapp 20-köpfigen Gruppe. Wie bereits bei ihrem Heimatverein in Würzburg – ihrer „zweiten Familie“, wie sie selbst gern sagt – stimme in Italien die Chemie in der Gruppe und es gebe einen engen Zusammenhalt. „Schwimmen ist eine sehr harte und trainingsintensive Sportart. Deswegen ist mir persönlich sehr wichtig, im Training die richtigen Leute um mich zu haben“, sagt Beck.
Insgesamt stehen zehn Einheiten pro Woche auf dem Plan und der Alltag sei streng getaktet. Im Wechsel aus Training, Essen, Schlaf und Regeneration bliebe wenig Zeit für anderes – etwa ein Studium. Dennoch hat Beck auch das inzwischen erfolgreich abgeschlossen und wurde 2022 sogar als Sport-Stipendiatin des Jahres ausgezeichnet. Den Preis empfindet sie als eine große Ehre:
„Es zeigt mir, dass mein Weg mit dem Studium genau der richtige war.
Nicht nur für die sportlichen Erfolge gefeiert, sondern auch noch für das Studium ausgezeichnet zu werden, ist etwas ganz Besonderes, davon werde ich meinen Kindern noch erzählen“, sagt sie, begleitet von einem warmherzigen Lachen.
Um im Kopf neben dem Sport weiterhin gefordert zu sein, geht Beck aktuell einem Erdkundestudium nach und lernt fleißig Italienisch. „Für mich funktioniert es am besten, wenn ich abseits vom Sport auch etwas für den Kopf machen kann. Dann ist auch im Training und Wettkampf meine Aufmerksamkeit viel größer.“ Zugleich betont sie, dass das Schwimmen ihr Job sei. Umso wichtiger sei für sie auch die Unterstützung der Sporthilfe, das für sie „einzige feste Einkommen seit Jahren“. Und vielleicht ist es genau diese Mischung aus Dankbarkeit und viel Fleißarbeit, die sie letztlich zu den großen Erfolgen führt – und vielleicht auch das Treppchen bei den Spielen in Paris 2024.
(Veröffentlicht am 13.07.2023, aktualisiert am 19.07.2023)
Erschienen im Sporthilfe Magazin - Zur kompletten Ausgabe (1.2023)