Seit ihrer Gründung wird die Sporthilfe begleitet von einem Kuratorium, das sportbegeisterte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vereint. Einige dieser rund 280 Mäzene, die sich mit einer jährlichen Spende von mindestens 7.500 Euro engagieren, haben selbst große Meriten im Leistungssport erworben. So auch Wolfgang Maennig: 1988 wurde er in Seoul Olympiasieger mit dem Deutschland-Achter, heute lehrt, forscht und publiziert er als Professor für Wirtschaftspolitik und unterstützt die Deutsche Sporthilfe als Kurator.
Nummer zehn muss noch ein Jahr auf sich warten lassen: Neun Olympischen Spielen hat Wolfgang Maennig bislang beigewohnt, zunächst als aktiver Ruderer, später als Funktionär und mittlerweile als Tourist. Auch die Reise nach Tokio, gemeinsam mit den drei Kindern und der Ehefrau, war bereits gebucht, findet nun aber wohl erst im Sommer 2021 statt.
In der Zwischenzeit macht der Olympiasieger und Universitätsprofessor das, was er seit vielen Jahren mindestens genauso gut praktiziert wie früher den Ruderschlag: Forschen, lehren und publizieren. Maennig ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Hamburg, mit Forschungsschwerpunkten in der Stadt- und Immobilienökonomik und – natürlich – der Sportökonomik. Hier gehört der 60-Jährige zu den weltweit führenden Experten und wird regelmäßig für Gutachten und Interviews herangezogen. Für die jüngsten deutschen Olympia bewerbungen erstellte er volkswirtschaftliche Studien, alle kamen stets zu dem Ergebnis, dass ein Land mit Olympischen Spielen kein Geld verdienen kann.
„Man sollte sich um Olympische Spiele bewerben, weil man ein toller Gastgeber für die besten Sportler der Welt und ihre Fans sein will – aber nicht, um Geld zu verdienen.
Und das sage ich als fanatischer Anhänger einer deutschen Olympiabewerbung. Das macht mich wohl bei einigen besonders glaubwürdig“, schmunzelt Maennig. Olympische Meriten sammelte der gebürtige West-Berliner – getroffen vom Boykott der Bundesrepublik bei den Spielen 1980 in Moskau – erst vier Jahre später in Los Angeles mit Rang sechs im Vierer. 1988 rückte er in den neuformierten Deutschland-Achter, der in Seoul erstmals nach 1960 wieder Olympiasieger wurde. Maennig war damals schon längst fertig mit dem Studium, ruderte als promovierter Volkswirt hinter dem Schlagmann Bahne Rabe zu Olympia-Gold und stand mit erst 28 Jahren bereits kurz vor der Habilitation.
„Sport und Ausbildung befruchteten sich bei mir gegenseitig, seit mein Vater mir als Schüler gedroht hatte, bei schlechten Noten wäre Schluss mit dem Rudern“, erinnert sich der Ex-Athlet. Dass er nach dem Diplom die Promotion und Habilitation anstrebte, sei dann so etwas wie ein „Arbeitsvermeidungsmechanismus“ gewesen, sagt Maennig: „Ich wusste: Wenn ich den Leistungssport weitermachen will, kann ich im Bereich VWL kein normaler Arbeitnehmer sein.“ Zum Rudern war er 1972 über das Fernsehen gekommen, als der Deutschland-Achter bei den Spielen in München eine bittere Niederlage kassierte – und Maennig dennoch faszinierte. Im Leistungssport war der Berliner allerdings ein Spätzünder, er ruderte nie bei einer Junioren-WM und kam erst als junger Erwachsener in den Bundeskader sowie damit auch in den Genuss der Sporthilfe-Förderung. Erfolg, das habe er aus dem Leistungssport mitgenommen, „ist eben nur zu einem Drittel Talent und zu einem Drittel Ehrgeiz. Das restliche Drittel ist Zufall“. Das versucht er heute auch seinen Studierenden zu vermitteln, ebenso wie eine weitere Erkenntnis: „Öffnet euch dem fairen Wettbewerb, arbeitet mit den Stärkeren zusammen."
Nach der Sportkarriere war Maennig unter anderem Gründungsmitglied der Anti-Doping-Kommission des Deutschen Sportbundes, übernahm später das Amt als Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes. Und seit einigen Jahren engagiert er sich im Kuratorium der Deutschen Sporthilfe, um „etwas zurückzugeben“, auch Geld.
„Letztlich ist die Unterstützung der Sporthilfe aber eine emotionale Sache.“
(Veröffentlicht am 15.07.2020)
Erschienen im Sporthilfe-Magazin go!d - Zur kompletten Ausgabe (2/2020)