Seit ihrer Gründung wird die Sporthilfe begleitet von einem Kuratorium, das sportbegeisterte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vereint. Einige dieser rund 280 Mäzene, die sich mit einer jährlichen Spende von mindestens 7.500 Euro engagieren, haben selbst große Meriten im Leistungssport erworben. Jan Peter Tewes wurde als Teil der deutschen Hockeynationalmannschaft Olympiasieger in Barcelona. Heute unterstützt er die Sporthilfe, die ihn in seiner aktiven Karriere neun Jahre förderte, als Kurator.
Dass in der Familie Tewes alle vier Kinder Hockey spielten, drei davon Sporthilfe-gefördert waren, zwei sogar Olympiasieger und spätere Kuratoren der Deutschen Sporthilfe wurden, dafür ist gewissermaßen die Sekretärin des Vaters verantwortlich. Sie empfahl der aus Norddeutschland zugezogenen Familie den nahen Hockey- und Tennisverein im Mülheimer Stadtwald, bekannt als HTC Uhlenhorst, damit Jan Peter, Jahrgang 1968, und der ein Jahr ältere Bruder Stefan ihre überschüssige Energie loswerden konnten. Mit den beiden Tewes-Jungs gewann der Traditionsclub in den 1980er Jahren so gut wie alle Titel, zunächst im Nachwuchsbereich und später auf nationaler sowie auf internationaler Ebene. Während sich die Wege der Brüder auf Vereinsebene Anfang der 1990er Jahre trennten, feierten sie ihren größten Triumph gemeinsam im Nationalteam: Mit den Stammkräften Jan Peter und Stefan wurde Deutschland 1992 in Barcelona erstmals nach 20 Jahren wieder Olympiasieger – und das nach einer Spielerrevolte im Jahr zuvor, an deren Ende der bisherige Nachwuchs-Coach Paul Lissek als neuer Bundestrainer installiert wurde. Damals hat bei uns alles zusammengepasst und wir hatten das nötige Quäntchen Glück“, erinnert sich Tewes etwa an das Halbfinale gegen Pakistan, bei dem „wir gut und gerne hätten rausfliegen können. Auch unsere ‚Meuterei‘ hätte anders verlaufen können“.
In seiner Karriere gewann der Außenverteidiger neben Olympia-Gold je zweimal den EM-Titel und die Champions Trophy, wurde 1998 WM-Dritter und 1996 in Atlanta Olympia-Vierter. Auf Sydney 2000 verzichtete der BWL-Absolvent, obwohl selbst zweimal als Gastspieler in Australien, wegen des geglückten Berufseinstiegs 1998. Im Mannschaftssport hat der 190-malige Nationalspieler gelernt, so sagt er selbst, wie man aus bestehenden Mitteln das optimale Ergebnis herausholt und wie man im Team arbeitet. Erfahrungen, die Tewes heute im Berufsleben schätzt. Der Mülheimer stammt aus dem Marketing, nach mehreren Führungspositionen in deutschen und internationalen Unternehmen arbeitet er inzwischen in Brüssel als Chief Commercial Officer bei einer weltweit agierenden Firma in der Gebäudetechnik- und Sanitärbranche.
Seine Leistungssportkarriere hat er gedanklich ad acta gelegt, spricht seine Erfolge nie proaktiv an – auch, weil er die Erfahrung gemacht hat, als ehemaliger Sportler schnell auf diese Rolle reduziert zu werden. „Natürlich ist der Sport meine Vergangenheit und Teil meiner Persönlichkeit“, sagt Tewes, „aber sicher nicht das einzige, wofür ich stehe.“ Von der Sporthilfe wurde Jan Peter Tewes von 1990 bis 1999 gefördert, noch heute ist er sehr dankbar dafür, dass die Stiftung etwa seine Nachhilfestunden in der Abitur-Vorbereitung finanzierte. Deshalb musste er auch nicht lange überlegen, als ihm Bruder Stefan – übrigens Gründer einer erfolgreichen Kaffeehaus-Kette – vor einem guten Jahr vorschlug, es ihm gleichzutun und die Sporthilfe ebenfalls als Kuratoriumsmitglied zu unterstützen. „Das war eine Bauchentscheidung“, sagt Jan Peter Tewes, der es bedauert, als Wahl-Belgier nicht häufiger an Kuratoriums-Events teilnehmen zu können. Dafür ist das Verhältnis zu seinen ehemaligen Teamkollegen nach wie vor intakt: Regelmäßig trifft sich der Stamm der Gold-Männer von Barcelona, natürlich auch den Tewes-Brüdern, zum 25. Jubiläum vor drei Jahren sogar in Katalonien. Mannschaftssportler bleibt eben Mannschaftssportler.
(Veröffentlicht am 31.07.2020)
Erschienen im Sporthilfe-Magazin go!d - Zur kompletten Ausgabe (2/2020)