Athlet:innen, die sich im Laufe ihrer Karriere zu einem Wechsel ihrer Sportart entscheiden, sind in der modernen Sportwelt eher die Ausnahme als die Regel. Doch immer wieder gibt es Multitalente, die gleich in mehreren Disziplinen von Erfolg zu Erfolg eilen – im Schlaglicht diesmal: Drei Sportler:innen, die als Aktive noch einmal umgesattelt haben.
In der paralympischen Historie sind Sportartenwechsler:innen keine Seltenheit: Athlet:innen, die im Laufe ihrer Karriere in zwei verschiedenen Sportarten an den Start gegangen sind, gibt es ebenso wie solche, die an Winter- und an Sommer-Paralympics teilnehmen. Wenige aber haben das Sportartenwechseln so häufig und gleichermaßen erfolgreich praktiziert, wie Christiane Reppe – erst war sie Schwimmerin, dann Handbikerin und ist inzwischen Para-Triathletin. In Tokio peilt Reppe auch in ihrer dritten Sportart eine paralympische Medaille an.
Dabei hatte die heute 33-Jährige ihre Laufbahn eigentlich bereits längst für beendet erklärt. Nach Platz fünf im Paralympic Swimming Pool von London 2012 gab Reppe zunächst frustriert das Schwimmen auf. Sie fühlte sich antriebslos und stand am Rande des Burnouts, spricht rückblickend von einer „ganz, ganz schlimmen Zeit“. Vom einen auf den anderen Tag war der Sport kein Thema mehr, obwohl Reppe sagt:
„Schwimmen war für mich immer mein Leben.“
Als Teenagerin hatte sich die talentierte Sportlerin, der im Kindergartenalter wegen eines bösartigen Nerventumors das rechte Bein amputiert werden musste, für eine Karriere im Becken und gegen eine auf der Ski-Piste entschieden. Mit Erfolg: Kurz nach ihrem 17. Geburtstag gewann sie 2004 in Athen zwei paralympische Bronze-Medaillen. Ein Erfolg, den sie allerdings vier Jahre später in Peking verletzungsgeplagt und auch in London nicht wiederholen konnte.
Nach den Paralympics 2012 stürzte sich Reppe, die ein Studium der Wirtschaftspsychologie abgeschlossen hat, zunächst in die Arbeit. Doch irgendwann begann sie nachts wieder vom Leistungssport zu träumen, davon, in Rio auf einem Podest zu stehen und eine goldene Medaille umgehängt zu bekommen. „In welcher Sportart wusste ich gar nicht, aber das war mir auch egal“, erinnert sich Reppe. Der Traum jedenfalls lebte und führte sie zurück in den Leistungssport. Über Umwege kam sie zum Handbiken, lernte unfassbar schnell und stand schließlich 2016 in der brasilianischen Metropole tatsächlich ganz oben auf dem Podium – mit Gold im Handbike-Straßenrennen. 2017 legte sie noch zwei Siege bei der WM nach.
Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung wechselte die gebürtige Dresdnerin vor zweieinhalb Jahren schließlich zum Para-Triathlon. Nur zehn Tage gab sie sich damals für die Entscheidung, die sie heute als die beste ihres Lebens bezeichnet. Und die nach zwölf Jahren als Schwimmerin und einer erfolgreichen Zeit auf dem Handbike durchaus nahe lag. 2019 gewann Reppe prompt Bronze bei der WM sowie Gold bei der EM und peilt nun erneut paralympische Weihen an. In Tokio, von Corona nur vorübergehend ausgebremst, dann bei ihren fünften Paralympics. Der Para-Triathlon in Japan als Final Destination? Eine Frage, die das Multitalent noch unbeantwortet lässt – man sollte jedenfalls niemals nie sagen.
(Veröffentlicht am 21.06.2021)
Erschienen im Sporthilfe-Magazin go!d - Zur kompletten Ausgabe (1/2021)