Der frühere Eistänzer Daniel Hermann engagierte sich die letzten Jahre als Aktivensprecher, in der DOSB-Athletenkommission und als Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Sporthilfe. Jetzt arbeitet er für adidas in Shanghai.
Auch fünf Jahre nach seinem Karriereende und knapp 9000 Kilometer von der Heimat entfernt kann Daniel Hermann Tag für Tag auf seine leistungssportliche Vergangenheit als Eistänzer bauen. „Wenn man aus beruflichen Gründen ins Ausland geht, verfällt man schnell in einen arbeitsgetriebenen Rhythmus, ähnlich wie beim Sport im Trainingslager. Als Sportler willst du immer einen Schritt weitergehen und das macht dich gut“, sagt der 32-Jährige, den neben dem Land insbesondere das Angebot, für adidas als Projektmanager im Bereich Digital Activation zu arbeiten, nach Shanghai lockte.
Bereits während seiner sportlichen Laufbahn nahm er jede Unterstützung bei der dualen Karriere gerne an, insbesondere auch die Angebote der Sporthilfe. Als er vor seinem Auslandssemester in Kanada im ersten Versuch am Sprachtest scheiterte, besuchte er ein Fremdsprachenseminar. Das Sporthilfe Elite-Forum, den Ball des Sports und den Pathfinder Day nutzte er, um sich zu vernetzen und Inspiration für seine persönliche Laufbahn zu bekommen.
Doch einen Baustein der Sporthilfe-Initiative „Sprungbrett Zukunft“ hebt er immer wieder besonders hervor: sein MBA-Stipendium an der WHU – Otto Beisheim School of Management. „Sportlicher Erfolg hängt neben Talent, Fleiß und Ehrgeiz vor allem von einem sehr guten Trainer ab. Mit dem Part-Time MBA hatte ich die Möglichkeit, wieder von den Besten lernen zu können.“ Finanziert wurde sein Studienplatz jeweils zur Hälfte von der WHU und der Werte Stiftung.
Für seine Bewerbung bei adidas hatte ihm geholfen, dass er durch sein Praktikum und Auslandsstudium in Rahmen des MBA bereits Erfahrungen mit der stark digitalisierten und schnelllebigen chinesischen (Arbeits-) Kultur vorweisen konnte.
Telefon, Schlüssel, Bargeld, Brieftasche – all das ist bei seinen Aufenthalten dort in Daniels Smartphone vereint. Selbst der Straßenmusiker bitte per QR-Code um Spenden.
Arbeitstage zwischen zehn und zwölf Stunden sind für den Deutschen Meister von 2009 eher Regel als Ausnahme, auch Urlaub nimmt er selten. Im Spitzensport hat er gelernt, mit solchen Belastungen zurecht zu kommen und sticht dadurch selbst unter seinen fleißigen, größtenteils chinesischen Kollegen heraus.
Irgendwann will der gebürtige Wuppertaler nach Deutschland zurückkehren, zu sehr hängt sein Herz an der deutschen Sportpolitik. Bis Oktober 2018 war Daniel Mitglied in der Athletenkommission des DOSB sowie im Aufsichtsrat der Deutschen Sporthilfe und hat die Gründung von Athleten Deutschland e.V. in den vergangenen Jahren aktiv mitgestaltet.
Den neu gegründeten Verein sieht Daniel als Motor und professionelle Unterstützung für die Athletenkommission. Durch die mittlerweile sichergestellte finanzielle Unterstützung vom Bund, könne man endlich langfristig planen und Routine in die Abläufe bringen.
Dies umfasse allen voran die Leistungssportreform, aber auch eine Objektivierung der Nominierungskritierien für internationale Großereignisse, die oft so kompliziert seien, dass selbst Athleten und Funktionäre sie nicht verstehen würden.
Daniel Hermann selbst hat die letzten vier Jahre daran mitgearbeitet, all dies ins Rollen zu bringen, muss die nächsten Schritte jetzt jedoch aus der Ferne beobachten. Sein Enthusiasmus und seine Begeisterungsfähigkeit sind allerdings ungebrochen, und so scheint es nicht unwahrscheinlich, dass er früher oder später wieder aktiv in die deutsche Sportpolitik eingreift.
Daniel Hermann (*12. Oktober 1986 in Wuppertal)
Disziplin: Eistanz
Beruf: Senior Manager APAC bei der adidas AG in Shanghai
Größte Erfolge (jeweils mit Carolina Hermann):
Sporthilfe-gefördert von 2004-2014, seitdem Mitglied im Sporthilfe Alumni-Club
Sportpolitisches Engagement
2010-2015: Aktivensprecher der Deutschen Eislauf-Union
2014-2018: Mitglied der Athletenkommission im DOSB
2017-2018: Mitglied im Sporthilfe-Aufsichtsrat