Noch besser und schneller werden

Vor vier Jahren räumte Monoskifahrerin Anna Schaffelhuber alles ab: Fünf Starts, fünf Siege bei den Paralympischen Spielen in Sotschi 2014 – eine außergewöhnliche Bilanz. Nach einer Auszeit, in der sie sich intensiv ihrem Studium widmete, kehrte Schaffelhuber pünktlich zurück, um für die Paralympics-Saison wieder fit zu sein.


Anna Schaffelhuber studiert aktuell im fünften Semester Mathematik, Wirtschaft und Recht auf Lehramt an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bereits vor einem Jahr - im dritten Semester – legte sie aufgrund der anstehenden Paralympics vorzeitig das Erste Staatsexamen in Erziehungswissenschaften ab. Um dafür zugelassen zu werden, hatte sie im vorangegangenen Sommersemester zwölf Klausuren bestehen müssen (Gesamtnote 1,5) und dafür eine kleine Auszeit vom Sport genommen.

2017 war Anna Schaffelhuber bereits zum zweiten Mal für die Wahl zum Sport-Stipendiaten des Jahres nominiert. V.l.n.r. (hinten): Christian Sewing (Deutsche Bank), Laura Grasemann (Ski Freestyle), Lisa Marie Schütze (Hockey), Theresa Stoll (Judo), Dr. Miachel Ilgner (Deutsche Sporthilfe); Vorne: Anna Schaffelhuber (Monoski), Jan-Philip Glania (Schwimmen).

Um 5 Uhr morgens am Schreibtisch

„Besonders belastend war die Vorbereitung auf das Staatsexamen während der normalen Weltcupsaison und parallel zur Weltmeisterschaft“, erinnert sich Schaffelhuber an die Saison 2016/2017. Nur zwei Wochen vor den Prüfungen zum Staatsexamen startete sie bei der paralympischen Ski-WM, holte drei Gold- und zwei Silbermedaillen. „Vor den Rennen saß ich um 5 Uhr morgens schon am Schreibtisch.“ Dass die 25-Jährige trotz der außergewöhnlichen Belastung durch das Studium auch noch den Gesamtweltcup sowie alle Disziplinwertungen für sich entscheiden konnte unterstreicht ihr außergewöhnliches Talent.

Anerkennung für diese immense Doppelbelastung erfuhr Anna Schaffelhuber mit zwei Nominierungen für die Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres, den die Deutsche Sporthilfe gemeinsam mit ihrem Nationalen Förderer Deutsche Bank auszeichnet. So profitiert die Monoskifahrerin entsprechend vom Deutsche Bank Sport-Stipendium. Zusätzlich 400 Euro pro Monat erhalten geförderte Athleten, die parallel zu ihrer spitzensportlichen Karriere studieren, Schaffelhuber aufgrund der Nominierung unter die Top 5 für drei Semester zusätzlich nochmals 200 Euro, also in der Summe 600 Euro Stipendium.

„Jeder Athlet hatte seine eigene Geschichte und seine eigenen Prüfungen auf dem Weg nach PyeongChang zu bestehen“, erzählt Anna Schaffelhuber, wenn sie an die letzten Monate und Jahre zurückdenkt. „In meinem Fall waren das nicht ausschließlich sportliche Herausforderungen. Bis zum Beginn der Paralympics-Saison habe ich beispielsweise viel Wert auf mein Studium gelegt, was extrem anstrengend war, denn meine Regeneration fand somit primär am Schreibtisch statt. Nur durch viel Organisation, Planung und Konsequenz ist es möglich, den Kopf zur richtigen Zeit frei zu haben und sich auf das Wesentliche, wie die Vorbereitung zu den Paralympics, zu konzentrieren.“

„Habe mich gefragt, was ich eigentlich noch erreichen will“

Jetzt steht Schaffelhuber erneut bei den Paralympics am Start und ist wiederum für fünf Rennen gemeldet. „Schon nach Sotschi habe ich mich gefragt, was ich eigentlich noch erreichen will. Vor allem wollte ich für mich persönlich noch besser und schneller werden.“ Nach einem durchwachsenen Start in die paralympische Saison scheint ihr das mehr als gelungen. Bei der Generalprobe im Februar in Kanada feierte sie in vier Rennen drei Weltcup-Siege.

Diese Vorleistungen und auch der Medaillenregen der Sportkollegen aus dem olympischen Sport wecken natürlich Erwartungen bei den deutschen Medien und Sportfans, mit denen die ehrgeizige Athletin aber routiniert umgeht: „Erwartungen werden natürlich auch an uns Para-Sportler gestellt, aber den größten Druck machen wir uns als Athleten wohl ohnehin oftmals selbst.“

Bei den Paralympics 2014 in Sotchi gewann Anna Schaffelhuber fünf Goldmedaillen.

„Eine Wiederholung von Sotschi wird extrem schwer“, weiß sie. Damals habe einfach alles gepasst, auch das nötige Quäntchen Glück war vorhanden. Von Tiefstapelei hält sie jedoch freilich nichts. „Ich möchte es fünf Mal probieren, möchte fünf Mal das Optimum auf die Piste bringen. Dann wird sich zeigen, was dabei herauskommt“, betont die fünffache Paralympics-Siegerin.

Bei ihren bisherigen drei Starts bei den Paralympics in PyeongChang konnte Schaffelhuber bereits zwei Gold- und eine Silbermedaille gewinnen.

 

(Veröffentlicht am 15.03.2018, mit Material vom Deutschen Behindertensportverband)


Was kostet eigentlich... eine Monoski-Ausrüstung?

Bis Athleten eine Medaille bei Olympischen Spielen oder den Paralympics gewinnen, investieren sie auf ihrem Weg in die Weltspitze enorm viel in Training und Material. Exemplarisch am Beispiel von Anna Schaffelhuber zeigt die Deutsche Sporthilfe in einer Grafik die reinen Materialkosten auf, die im Spitzenbereich für eine Monoski-Fahrerin anfallen.

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