Sie war eine Pionierin des Biathlonsports, holte 1988 mit 19 Jahren ihren ersten von neun Weltmeistertiteln und krönte ihre Karriere 1998 mit dem Staffel-Olympiasieg in Nagano. Von 1999 bis 2018 engagierte sich die heutige Sport-Managerin im Gutachterausschuss der Sporthilfe und ist seit rund 25 Jahren Mitglied im Sporthilfe Alumni-Club.
Du bist in Offenbach am Main geboren – ein untypischer Geburtsort für eine internationale Biathlonkarriere.
Ich komme nicht aus einer Sportfamilie, ich bin als „Kneipenkind“ groß geworden. Mein Vater hatte immer den Traum, Gastwirt in Bayern zu sein und hat sich diesen dann verwirklicht. Als ich in der zweiten Klasse war, sind wir als Familie nach Mittenwald gezogen. Nachdem ich dort zuerst Alpin-Skifahren gelernt habe, bin ich auf Skilanglauf umgestiegen und konnte relativ schnell meine ersten Erfolge feiern. Als meine Familie nach dem frühen Tod meines Vaters zurück in die Heimat zog, bin ich ans Ski-Internat in Willingen im Sauerland gegangen und habe mit Biathlon begonnen. Das war damals eine große Pionierzeit.
Nach Deiner aktiven Karriere warst Du lange Jahre TV-Expertin beim ZDF. Bist Du dem Biathlon auch heute noch verbunden?
Ich mache aktiv kein Biathlon mehr und dort, wo ich wohne, gibt es leider auch wenig Schnee zum Langlaufen. Das vermisse ich schon sehr, weil ich es für eine unglaublich gute und gesunde Sportart halte. Ich fahre viel Rad und gehe mit unserem Hund jeden Tag spazieren. Ich bin aber noch mitten im Biathlon-Geschehen, weil ich beruflich weiter im Sport arbeite.
Du bist seit 2012 im Team von "Tri:ceps", der Partneragentur des Deutschen Skiverbandes, als Sport-Marketing-Managerin tätig…
Ich arbeite dort unter anderem eng mit einigen Biathlet:innen zusammen. Entsprechend stark fiebere ich natürlich mit ihnen mit. Ich begleite sie während der Saison durch Höhen und Tiefen. Die Wettkämpfe erlebe ich jetzt zwar aus einer gewissen Distanz, aber ich glaube, dass ich dabei manchmal aufgeregter bin als früher bei meinen eigenen Rennen – selbst, wenn ich nur vor dem Fernseher sitze.
Wie kannst Du Deine Erfahrungen als ehemalige Athletin in Deinen heutigen Job mit einfließen lassen?
Grundsätzlich geht es darum, die Vermarktung der Athlet:innen voranzutreiben und da kann ich tatsächlich aus meiner eigenen Karriere gar nicht so viel einbringen, weil Vermarktung in meiner aktiven Zeit eher noch kein Thema war. Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, was meine Athlet:innen durchmachen, weil ich es selbst erlebt habe. Ich sehe mich daher schon als Beraterin auf Augenhöhe, manchmal auch ein wenig als Schutzpatronin für meine Athlet:innen. (lacht)
Du kennst die Sporthilfe als aktive Athletin, als langjährige Gutachterin und Alumni-Club-Mitglied. Was bedeutet die Sporthilfe für Dich?
Als Athletin war die Sporthilfe als Wegbegleiter lebensnotwendig für mich.
Ich hatte keine Sportförderstelle, was eine große Ausnahme im Biathlonsport ist. Deshalb war die Sporthilfe ein extrem wichtiger Begleiter. Mit meinem ehrenamtlichen Engagement im Gutachterausschuss konnte ich wieder etwas zurückgeben. Dass, was die Gutachter:innen leisten, ist eine unglaubliche Arbeit, denn sie ist wirklich aufwendig und intensiv. Gleichzeitig war das aber auch eine super lehrreiche und interessante Zeit für mich. Die Entscheidung, als Gutachterin aufzuhören, fiel mir auch nicht leicht, aber es war damals nach rund 20 Jahren an der Zeit.
Doch über den Alumni-Club hältst Du weiterhin den Kontakt zur Sporthilfe.
Der Club ist ein unglaublich gutes Netzwerk. Man kann selbst Input geben, mit dem, was man tut oder getan hat, kann aber auch von anderen ehemaligen Sportler:innen lernen, die heute in tollen Positionen in Unternehmen sind. Eigentlich müsste ich das viel mehr nutzen, aber ich bin nicht so die klassische „Netzwerkerin“ und habe aktuell auch nicht die Kapazitäten, um mich vollends einzubringen. Aber dieses Netzwerk ist etwas ganz Einzigartiges. Denn nur selten hat man im Sport die Möglichkeit, Athlet:innen aus anderen Sportarten kennenzulernen. Und mit diesem Sporthilfe-Netzwerk kann man wunderbar über den eigenen Tellerrand hinausschauen.