Bei drei Olympischen Spielen war sie schon, jetzt will die Kapitänin der Damenhockey-Nationalmannschaft auch nach Tokio. Der Weg ist kein einfacher - und führt zunächst über die Europameisterschaft in Antwerpen.
Peking, London, Rio de Janeiro – was klingt wie die Stationen einer Weltreise, ist für Janne Müller-Wieland die Bilanz ihrer bisherigen Olympia-Auftritte. Läuft alles nach Plan, wird sie diese auch touristisch durchaus wertvolle Liste im kommenden Jahr noch um die Destination Tokio ergänzen. „Dann habe ich vier Olympische Spiele an vier tollen Orten mitgemacht, die nicht verschiedener hätten sein können“, sagt die Kapitänin der „Danas“, wie die deutsche Hockey- Nationalmannschaft der Frauen genannt wird. Nur Touristin will die 32-Jährige in Japan aber nicht sein – und kündigt an: „Sollten wir uns qualifizieren, dann will ich dort auch Gold gewinnen.“
Der Olympiasieg als Krönung ihrer erfolgreichen Karriere mit dem EM-Titel 2013 und Hallen-WM-Gold 2018 fehlt der gebürtigen Hamburgerin noch. 2008 in Peking landete Deutschland mit Novizin Müller-Wieland auf Rang vier. In London 2012 reichte es nur zu Platz sieben, ehe in Rio 2016 über Bronze gejubelt wurde. Ein Erfolg, den Müller-Wieland – 2020 mit dann 33 Jahren und mehr als 300 Länderspielen die Erfahrenste – gerne toppen würde. Die japanischen Fans kennen sie bereits, 2014 ging sie für eine Saison nach Hiroshima, um einmal etwas ganz Anderes zu erleben. Mit ihrem Team wurde sie nationale Meisterin. „Seitdem habe ich eine Japan-Affinität. Ich glaube, dass es in Tokio ganz einzigartige Spiele werden können.“
Zuvor allerdings muss sich die deutsche Nationalmannschaft überhaupt erst qualifizieren. Direktester Weg wäre der Titelgewinn bei der EM im August dieses Jahres im belgischen Antwerpen. Wie schwer das aber wird, zeigt der Blick auf die Medaillenränge von Rio 2016: Die machten mit Deutschland, dem amtierenden Weltmeister aus den Niederlanden und Olympiasieger Großbritannien drei europäische Teams unter sich aus.
Zweite Quali-Chance sind die Relegationsspiele im Herbst, die Paarungen dort richten sich nach der Position in der Weltrangliste. „Es wird eine harte Nummer, aber die Quali ist auf jeden Fall möglich“, glaubt Müller-Wieland. Auch im fortgeschrittenen Hockey-Alter sind genau diese Begegnungen auf internationalem Top-Niveau ihr Antrieb, dem Leistungssport auch neben ihrer Vollzeitstelle in einem Tech-Start-up weiter treu zu bleiben. „Ich möchte nicht in fünf Jahren an meinem Schreibtisch sitzen und denken: Wieso hast du damals nicht bis Tokio 2020 weitergemacht?“
Die Deutsche Sporthilfe fördert sie bereits seit 2005, Müller-Wieland kennt die verschiedenen Förderbausteine so gut wie wenig andere. Nun kommt ein weiterer dazu: Die „Danas“ sind wie ihre männlichen Pendants Teil des Förderprogramms ElitePlus. Da noch nicht feststeht, wer 2020 letztlich zum 18-köpfigen Olympia-Kader gehören wird, wurde von der Sporthilfe gemeinsam mit dem Mannschaftsrat um Müller-Wieland ein Modell abgestimmt, bei dem mehr als nur die Stammspielerinnen profitieren können: Die pro Kopf vorgesehenen 1000 Euro im Monat fließen in einen Topf, aus dem auch der erweiterte Kader bedient wird. „Keiner fällt dabei hinten runter. Alle Spielerinnen sollen bestmöglich trainieren können und belohnt werden, wenn sie gut performen“, erklärt Müller-Wieland dieses „Solidarprinzip“. Sie selbst hat übrigens bereits einmal ein Jahr bei PwC gearbeitet und weiß daher aus zwei Perspektiven, wie wertvoll die ElitePlus-Förderung für Sportler ist. Dafür ist sie als Mannschaftskapitänin sehr dankbar – und will das Vertrauen bei ihren letzten Olympischen Spielen in Tokio zurückzahlen.
(veröffentlicht am 14.08.2019)
* 28. Oktober 1986 in Hamburg
Sporthilfe-gefördert seit 2005
Größte Erfolge: Olympia-Bronze 2016, EM-Gold 2013, Hallen-WM-Gold 2018