Olympia-Bronze 1968: Wolfgang Danne (r.) mit Partnerin Margot Glockshuber (Foto: picture alliance)

Eiskunstläufer Wolfgang Danne: Die Fördernummer 1

Paarläufer Wolfgang Danne wurde im Sommer 1967 zum ersten Athleten, der von der damals noch blutjungen Stiftung Deutsche Sporthilfe eine Förderung in Aussicht gestellt bekam - doch anfangs winkte der deutsche Meister sofort ab: Er war schließlich Amateur, der kein Geld annehmen zu dürfen glaubte. Nun ist die "Fördernummer 1" im Alter von 77 Jahren gestorben.


Der Erste erfuhr es als Letzter. Und er wollte zunächst auch gar nicht wissen, wer oder was sich hinter der Stiftung Deutsche Sporthilfe verbarg. Der Paarläufer Wolfgang Danne, damals 25 Jahre alter deutscher Meister, ließ im Sommer 1967 einen Repräsentanten der Sporthilfe abblitzen: „Ich war da sehr vorsichtig, als mir von dort Geld angeboten wurde. Ich hatte von der Existenz dieser segensreichen Stiftung noch keine Ahnung. Außerdem war es ja erst drei Jahre her,  dass Kilius/Bäumler ihre olympischen Silbermedaillen von Innsbruck wieder hergeben mussten, weil sie für die Zeit danach schon einen Vertrag bei der Profirevue Holiday On Ice unterschrieben hatten. Die Amateurbestimmungen waren sehr streng, und deshalb mussten wir auch schriftlich erklären, dass wir mit unserem Sport noch nie ein paar Mark verdient hatten.“

Also finanzierten seine Eltern und „die ganze Verwandtschaft“ den aufwendigen Sport des jungen Wolfgang Danne, indem alle Geschenke, die ihm an Geburtstagen, zu Weihnachten oder zu Ostern überreicht wurden, „etwas mit dem Eislaufen zu tun hatten“. Zu Ostern bekam er dann zum Beispiel immer wieder ein Paar neue Schlittschuhe, „das hatte bei uns schon Tradition“. Für andere schöne Dinge des Lebens interessierte sich Danne in seinem sportlichen Ehrgeiz noch nicht. „Ich konnte halt nicht in Urlaub fahren, hatte kein Auto, kein Telefon, kein Garnichts. Erst am Schluss, als wir wer waren, übernahm der Verband einen Teil meiner Förderung, denn wenn man Titel hat, wollen alle dazugehören.“

Als ihn die im Mai 1967 gegründete gemeinnützige Sporthilfe in ihrem Gründungsjahr als ersten Sportler unterstützen wollte, fürchtete Danne erst einmal um seine Startberechtigung bei den Olympischen Winterspielen 1968 in Grenoble. Es sollten seine ersten und einzigen werden, für die er sich mit seiner Partnerin Margot Glockshuber nicht zuletzt durch zwei zweite Plätze bei der Welt- und Europameisterschaft 1967 empfohlen hatte. Und so fragte er sich: „Was soll ich mit dem Geld, wenn ich dann vielleicht aus dem Olympia-Aufgebot fliege?“

Wolfgang Danne verfolgte das Hilfsangebot nicht weiter und bereitete sich mit der Frau an seiner Seite weiter auf den angestrebten Karrierehöhepunkt vor. Die  Nummer 1 aus dem Katalog der inzwischen über 52.000 geförderten deutschen Sportlerinnen und Sportler erfuhr erst Jahre später, dass ihm als „erstem Antragsteller“, so vermerkte es das Protokoll der ersten Gutachterausschusssitzung der Sporthilfe, „eine einmalige Zahlung von DM 400“ als „Beihilfe zu Arztkosten“ bewilligt wurde. Im Sitzungsprotokoll hieß es: „Der Antrag wurde als Sonderfall behandelt, da ein Interesse daran bestand, dass Wolfgang Danne wieder einsatzfähig wird.“ Kein Wunder: Der Läufer, der sich an keine schwerwiegende Verletzung im Jahr 1967 erinnern kann („Wehwehchen hatte ich immer mal, kann schon gut sein, dass da was war“), galt als Medaillenkandidat bei den erstmals mit zwei getrennten deutschen Mannschaften, einer aus der Bundesrepublik Deutschland und einer aus der DDR, ausgetragenen Spielen in Frankreich. Dort erfüllten der Läufer aus Hildesheim und seine Partnerin aus Frankfurt am Main die hohen Erwartungen mit dem dritten Platz hinter den russischen Eiskünstlern Belousowa/Protopopow und deren Landsleuten Schuk/Gorelik.

Glockshuber/Danne bekamen während der Monate, in denen sie regulär mit Beträgen von monatlich unter 100 Mark von der Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützt wurden, nichts von diesen Zuschüssen mit. „Wo das Geld gelandet ist, weiß man nicht so recht“, so Danne, „man hat zwar versucht, etwas in den Archiven zu finden, aber konkret herausgekommen ist dabei nichts. Ich jedenfallshabe das Geld nie gesehen. Es waren ganz andere Zeiten.“

Da es Wolfgang Danne, den Olympioniken in spe, 1967 nur zum Eis drängte, besaß er noch kein eigenes Konto – trotz unbestreitbar großer Erfolge als Dritter und Zweiter der EM 1966. und Silbermedaillengewinner bei der WM 1967. Heute mutmaßt Danne, dass damals das Förderungsschreiben und das Fördergeld bei der Deutschen Eislauf-Union oder dem Bayerischen Eissport-Verband eingegangen sein könnten und dort damit Rechnungen für Ärzte, Trainer oder Eismiete bezahlt worden seien. Andere Zeiten eben.

(von Roland Zorn, erstmals veröffentlicht in go!d 1/2017, gekürzt und aktualisiert am 15.07.2019)



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