Laura Nolte führt nach fünf von acht Rennen den Gesamtweltcup an – und fährt mit Anschieberin Deborah Levi im Zweierbob und im Monobob mit klaren Medaillenambitionen zu ihren ersten Olympischen Winterspielen nach Peking. Im Interview erzählt die 23-Jährige, wie sie zum Bobfahren gekommen ist, worin für sie die Faszination liegt und was sie mit der Sporthilfe verbindet.
Deutsche Sporthife: Laura, erklär uns bitte: Wieso fährst Du Bob?
Laura Nolte: Ich fahre Bob, weil ich die Kombination aus Adrenalin am Start und Konzentration in der Bahn liebe. Bob ist eine sehr abwechslungsreiche Sportart. Bobfahren gibt einem jedes Mal einen Kick. Jede Bahn ist da auch anders, das ist echt cool.
Seit sechseinhalb Jahren sitzt Du nun im Bob. Wie bist du damals dazu gekommen?
Ich habe vorher Leichtathletik gemacht, war Sprinterin. An meinem Stützpunkt haben mich mehrere Bobfahrerinnen und Bobfahrern angesprochen, ob ich nicht einmal mit nach Winterberg zum Anschubtraining kommen möchte. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich direkt dabei geblieben bin. Im Oktober 2015 saß ich dann schon zum ersten Mal als Pilotin im Bob, das war ein bisschen Harakiri, weil ich unbedingt im Februar 2016 zu den Olympischen Jugendspielen wollte …
… bei denen Du dann sensationell Gold gewonnen hast. Kannst Du Dich noch an Deine erste Fahrt im Schlitten erinnern?
Das war damals in Oberhof im Monobob, ich war am Start mega aufgeregt und nervös – weil ich überhaupt nicht wusste, was auf mich zukommt. Die meisten fangen ja als Anschieberin an, ich gleich als Pilotin. Es war aber direkt richtig cool und hat sehr großen Spaß gemacht.
Wie erklärst Du jemandem, der noch nie in einem Bob gesessen hat, wie es sich in der Bahn anfühlt?
Für einen Außenstehenden lässt sich das Gefühl wirklich schwierig beschreiben. Wenn man einen guten Lauf erwischt, ist man gerade als Pilotin wie im Flow.
Es geht immer um die Suche nach der perfekten Linie, man trifft sie aber nie ganz – irgendeine Kleinigkeit stört einen immer.
Dabei bin ich mit allem, was ich habe, nur bei der Bahn und bei der aktuellen Kurve. Es ist auch nicht sinnvoll, in Kurve sechs noch über den Fehler in Kurve drei nachzudenken. Drumherum nehme ich nicht viel wahr – aber klar sehe ich nebenbei, wenn Leute an der Bahn und die Trainer in den Kurven stehen.
Deine Anschieberin ist Deborah Levi, gemeinsam hat Euch die Sporthilfe 2021 als „Juniorsportlerinnen des Jahres“ in der Kategorie Mannschaft ausgezeichnet. Was ist das Besondere an Eurem Team?
Wir verstehen uns einfach richtig gut. Debbie und ich fahren ja schon seit mehreren Saisons zusammen und haben schon viel gemeinsam erlebt. Dabei sind wir nicht nur ein Team, das funktionieren muss, sondern auch Freundinnen. Wir können uns zu 100 Prozent vertrauen und wissen, dass die andere Person immer für einen da ist. Das hilft auf jeden Fall im Wettkampf.
Du bist 23 Jahre alt, betreibst seit Deiner Kindheit Leistungssport. Wie prägt Dich das?
Der Sport prägt einen in vielerlei Hinsicht. Auch als Mensch: Man entwickelt sich extrem weiter, man lernt gerade bei uns, im Team zu arbeiten und zu kommunizieren, was ja auch für „später“ gut sein wird. Und man lernt zu scheitern, dass das Leben nicht immer nur positiv ist. Aber auch, dass man aus solchen Zeiten gestärkt hervorgehen kann. Man nimmt im Sport schon viel mit fürs Leben.
2022 fährst Du zu Deinen ersten Olympischen Winterspielen. Wie blickst Du nach Peking?
Mit großer Vorfreude. Ich freue mich mega darauf, bin aber gleichzeitig auch sehr aufgeregt. Ich weiß nicht genau, was auf mich zukommt, will aber versuchen, es so locker wie möglich anzugehen. Mein Traum ist, am Ende der Spiele sagen zu können: Ich habe alles gegeben und erfolgreiche Wettkampftage erlebt. Dann wird das Ergebnis sicher auch nicht so verkehrt sein. (lacht)
Seit 2016 wirst Du von der Deutschen Sporthilfe gefördert, was verbindest Du mit der Sporthilfe?
Mit der Deutschen Sporthilfe verbinde ich vor allem das große Miteinander. Ich sehe die Sporthilfe als riesigen Unterstützer, sie war von Anfang für mich da und hat mich supportet. Durch die vielen Treffen und Events der Sporthilfe lernt man auch andere Athletinnen und Athleten kennen, das ist echt cool und schafft ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl.
(veröffentlicht am 27. Dezember 2021)