Feinschliff in der Fremde

Feinschliff in der Fremde

Deutschlands Spitzensportler:innen gehen tagtäglich an ihre Grenzen oder sogar darüber hinaus – im wahrsten Sinne des Wortes: Felix Streng ist einer der Athlet:innen, die für den nächsten Karriereschritt den Weg ins Ausland gewagt haben. Ganz im Sinne von „Wir gehen weiter“. Weil Erfolg keine Grenzen kennt.


Flexibilität gilt es für Felix Streng derweil öfter zu beweisen. Die Londoner Trainingsgruppe, zu der der Paralympics-Sieger seit 2020 zählt, muss bisweilen vom Übungsgelände weichen, weil dort Schulwettkämpfe oder Fotoshootings stattfinden. Es sei eine öffentliche Anlage, auf die jeder könne, der einen bestimmten Beitrag bezahlt. Ihm selbst hilft die Sporthilfe, Rechnungen zu begleichen. Vorrechte für Kaderangehörige wie an den Stützpunkten in Deutschland gebe es an seinem Standort nicht. „Da merkt man, wie schmerzfrei das System in Deutschland ist“, sagt der Sprinter. „Aber wir finden immer eine Lösung, damit umzugehen.“ Mitten in der Corona-Zeit war er auf die Insel gewechselt. „Ich hatte damals das Gefühl, dass ich eine Veränderung brauche“, sagt Streng. In England habe er sich verschiedene Trainer angeschaut und blieb schließlich bei Steve Fudge hängen, dessen Detailarbeit ihn fasziniert. Im Sprint habe man nur eine Chance, „es gibt keinen Raum für Fehler“, keinen zweiten Versuch wie im Weitsprung. Da müsse auf Anhieb alles stimmen.

Dass er in seiner Trainingsgruppe der einzige mit einem Handicap ist, mache keinen Unterschied.

„Mich inspiriert es, mit olympischen Athleten zu trainieren.“

Dass er mit einer Prothese laufe, „fällt niemandem auf“, sagt der 29-Jährige, dem seit der Geburt der rechte Fuß und ein Teil des Schienbeins fehlen. „Es gibt nichts, was ich nicht machen kann“, und deshalb auch keinen Unterschied zwischen ihm und den anderen Athlet:innen. Mit dieser Normalität sei er aufgewachsen, war immer sportlich. In Großbritannien trifft der in Bolivien Geborene auf deutlich weniger Berührungsängste als in Deutschland. Da begegne man Menschen mit Handicap viel offener, finde paralympischen Sport „total faszinierend“ und bewundere dessen Vertreter:innen. „Die Briten bauen das ganze Thema eher als Motivation auf“, nach dem Motto: „Du kannst immer das Beste daraus machen.“

Felix Streng (Mitte), Paralympicssieger über 100 m (Foto: picture alliance)

Erschienen im Sporthilfe Magazin

Zur aktuellen Ausgabe: 01.2024



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