Der Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Andree Ellermann ist nicht nur Sporthilfe-Kurator, Kniespezialist und Leiter der ARCUS Sportklinik, sondern unterstützt mit seinen Erfahrungen und Kontakten auch geförderte Athleten als Mentor. Im Mentorenprogramm von Deutscher Sporthilfe und Werte-Stiftung berät er seit 2019 Rugbynationalspieler Sebastian Fromm.
Rein wissenschaftlich betrachtet tritt Sebastian Fromm in ziemlich große Fußstapfen. Dem Rugbynationalspieler aus Heidelberg traut man mit seinen 93 Kilogramm Wettkampfgewicht zwar zu, wortwörtlich tiefe Spuren zu hinterlassen. An der Universität steht er mit dem jüngst erfolgreich absolvierten dritten Fachsemester allerdings noch recht am Anfang seines Studiums der Humanmedizin. Dr. Andree Ellermann, Leitender Arzt, Gesellschafter und Ärztlicher Direktor der ARCUS Sportklinik sowie Fromms Mentor, hat ihn aber bereits mehr als nur auf dem Schirm. Und sagt:
„Sebastian Fromm ist der Nächste in der Pipeline. Sein Weg in die Unfallchirurgie ist beinahe schon vorgezeichnet.“
Seit vergangenem Jahr sind Fromm und Ellermann ein Paar, ein Matching-Paar. Im Mentorenprogramm der Deutschen Sporthilfe und der Werte-Stiftung werden geförderte Athleten mit Führungskräften zusammengebracht, um von deren Know-how, Ratschlägen und Netzwerken zu profitieren. Erstmals getroffen haben sich die beiden im vergangenen Herbst beim Sporthilfe Club der Besten, den Ellermann seit vielen Jahren als Club-Arzt begleitet. Auch als Mentor ist er sehr erfahren, er betreut mit dem 25-jährigen Rugbyspieler nun bereits seinen vierten Mentee. Daher auch die erwähnten großen Fußstapfen:
Hockey-Olympiasieger Martin Häner, einer der ersten gematchten Athleten im Mentorenprogramm überhaupt, arbeitet inzwischen als Assistenzarzt in der Unfallchirurgie im Berliner Martin-Luther-Krankenhaus und peilt parallel in Tokio 2021 seine dritte Olympia-Medaille an. Judoka Christophe Lambert, Olympia-Teilnehmer in London 2012 und Ellermanns zweiter Mentee, ist heute Assistenzarzt im Krankenhaus Köln-Merheim. Mit beiden steht der Pforzheimer Kniespezialist, seit zwölf Jahren auch Kurator der Deutschen Sporthilfe, noch immer in intensivem Austausch – obwohl das Mentorat mit ihrem Berufseinstieg eigentlich bereits offiziell beendet ist. Mit Lambert hat Ellermann sogar bereits gemeinsame wissenschaftliche Studien aufgelegt.
„Ich ziehe aus dem Mentorenprogramm mindestens so viel wie die Athleten selbst“
sagt der 55-Jährige. „Es bereichert mein Schaffen ungemein und dass am Ende dabei sogar gemeinsame wissenschaftliche Arbeiten herauskommen, hätte ich nie erwartet.“ Neben Fromm betreut Ellermann derzeit übrigens auch noch die Beachvolleyballerin Chantal Laboureur, die in Tübingen Humanmedizin studiert. Sie setzt momentan aber noch voll auf die Karte Leistungssport und hat daher in Sachen Studium und Promotionsstellen derzeit nicht so viel Beratungsbedarf.
Bei allen begeistert Ellermann, dass die Athleten neben ihrem zeitintensiven Leistungssport auch noch das nicht minder intensive Medizinstudium meistern:
„Wie Spitzensportler es schaffen, in beiden Disziplinen so gut zu sein, das beeindruckt und fasziniert mich sehr. Wenn ich da ein bisschen helfen kann, dann finde ich das toll.“
Wie belastbar die Sportler dabei sein müssen, zeigt eine Erfahrung seines Neu-Mentee Sebastian Fromm, der im Februar eigentlich seine wichtigste und schwerste Klausur der Vorklinik hätte schreiben sollen – zeitgleich mit dem deutschen Rugbyteam aber bei einem wichtigen Turnier in Uruguay weilte. „Ich musste sie in der Deutschen Botschaft in Montevideo um Ortszeit 5 Uhr morgens schreiben, mit Videoübertragung ins Heidelberger Studiendekanat“, sagt Fromm. Von seiner Teilnahme am Mentorenprogramm erhofft sich der Rugby-Nationalspieler Tipps und Ratschläge von einer echten Koryphäe in seiner angestrebten Fachrichtung, Fromm peilt später einmal eine Karriere als orthopädischer Chirurg an. Im Sommer steht zunächst aber einmal das Physikum an. „Für die Zukunft ein Netzwerk zu haben, sich Tipps zur Spezialisierung, später dann zum Einstieg ins Promotionsstudium und danach ins Praktische Jahr holen zu können“, nennt er als persönliche Ziele für seine Teilnahme am Mentorenprogramm. Schon früh im Studium will sich Fromm bestmöglich auf die nächsten Schritte vorbereiten, sein Mentor wird ihm dabei mit bestem Wissen zur Seite stehen. Womöglich auch mit einem Praktikum in den ARCUS Sportkliniken, die Ellermann seit 1998 leitet. In der Klinik, die auch Servicepartner der Deutschen Sporthilfe ist, lassen sich regelmäßig nationale und internationale Sportgrößen behandeln. Bei Martin Häner stellte Ellermann zum Beispiel den Kontakt zu dessen späterem Doktorvater und heutigem Chef her, einem alten Freund. „Die eigentliche Hilfestellung, die ich bei ihm leisten kann, wird erst noch kommen“, sagt Ellermann über Fromm, den er für sehr ambitioniert hält – und ihm durchaus einen ähnlichen Karriereweg zutraut wie bei seinen früheren Mentees.
(Veröffentlicht am 03.09.2020)
Erschienen im Sporthilfe-Magazin go!d - Zur kompletten Ausgabe (2/2020)
In Kooperation mit der Werte-Stiftung hat die Sporthilfe ein Mentorenprogramm aufgebaut, bei dem Entscheider aus der Wirtschaft über mehrere Jahre als Begleiter, Sparringspartner und „Türöffner“ für junge Sporthilfe-geförderte Spitzenathleten fungieren. Von diesem Förderbaustein im Rahmen der Initiative „Sprungbrett Zukunft“ profitieren aktuell rund 130 Athleten. Die Mentoren beraten und unterstützen sie bei der Berufswahl, beim Sammeln von Praxiserfahrung und beim Berufseinstieg. Koordiniert wird das Matching zwischen Athlet und Mentor durch Sporthilfe und Werte-Stiftung, unterstützt von der DZ Bank, die als „Partner des Mentorenprogramms“ die Organisation und Durchführung zentraler Maßnahmen für alle Mentees sowie direkte Treffen zwischen Mentoren und Mentees ermöglicht.