31 » Nicht Medaillen, sondern das Miteinander ist entscheidend Als Bundestrainer arbeitet Peter Schlickenrieder für den Erfolg der Skilanglauf- Athlet:innen, Sohn Lukas wird als Ski-Freestyler über die Sporthilfe-Marke Our House unterstützt. Ein Gespräch über Gemeinsamkeiten von olympischem Sport und freiem Actionsport, die Rolle von Athlet:innen als Vorbilder und über den möglichen Mehrwert Olympischer Spiele in Deutschland. Peter, da Lukas bislang hauptsächlich in der Freestyle- Szene bekannt ist: Kannst Du ihn bitte einmal kurz beschreiben? Peter: Lukas ist sehr zielorientiert, verlässlich, kommuni- kationsstark, sehr ehrgeizig und er geht Dinge wohl überlegt an und ist sehr strukturiert. Wohl überlegt und sehr strukturiert – steht das nicht im Widerspruch zu einem Freestyler? Peter: Ich glaube, dass es genau das braucht, um seine Sportart möglichst verletzungsfrei zu betreiben. Das ist es auch, was mir ein gutes Gefühl gibt, ihn den Sport machen zu lassen. Die Verletzungsgefahr ist hoch, und wenn du beim Freeskiing zu impulsiv agierst, zu wenig geplant bist, dann geht es hoch bis zur Lebensgefahr. Deswegen, glaube ich, hat er genau das richtige Maß. Das brauchst du, um erfolgreich zu sein, ohnehin egal in welcher Sportart, aber vor allen Dingen in einer so risikoreichen Sportart wie Ski-Freestyle. Lukas, ursprünglich hast Du im klassischen Skirenn- laufen begonnen, bist dann in den Freestyle- Wettkampfbereich gewechselt und jetzt als freier Actionsportler unterwegs. Warum? Lukas: Ich bin vom Stangen-Fahren weg, weil ich mehr Lust auf Freestyle-Sport hatte. Anfangs bin ich mit Freunden einfach nur Skifahren gegangen, aber als sich dann ein Nationalteam entwickelte, war ich mit vollem Fokus im Slopestyle und Big Air auf Wettkämpfen unterwegs. Nach dem Abitur hätte ich dann die volle Konzentration aufs Skifahren legen können, um mich von Top-20-Platzierungen im Weltcup weiter nach vorne zu entwickeln. Aber ausschließlich Sport wäre mir zu wenig gewesen, mir war wichtig, parallel zu studieren. Zudem wollte ich nicht mehr hauptsächlich darauf trainieren, für meine Tricks den besten Score im Wettkampf zu bekommen. Wie schon damals beim alpinen Stangen-Fahren fühlte ich mich damit nicht frei genug. Es war mir zu spießig, zu starr und zu ernst. Wenn du stattdessen nur zum Spaß fährst, kannst du die Tricks machen, die dir gut gefallen, wo du Style hast, wo du dich selbst entfalten kannst. Das ist es, was ich will. Peter, ist das ein ziemlicher Gegensatz zu dem, was Du im Skilanglauf machst? Peter: Ich sehe eigentlich viele Gemeinsamkeiten, denn sowohl im Ski-Freestyle als auch im Skilanglauf geht es am Ende um die Freude an der Bewegung. Und in beiden Fällen auch darum, seine Grenzen auszuloten. Ob das beim Trickskifahren ist oder wenn ich versuche, eine bestimmte Streckenlänge schnellstmöglich zu absolvieren oder einfach den Flow der Bewegung zu erleben, es gibt viele Ähnlichkeiten. Und dass Athleten mit dem System, mit starren Strukturen kämpfen und sagen, sie brauchen mehr Freiheit, auch das kommt im Skilanglauf vor.