Curling-Herren lösen Olympiaticket

Curling-Herren lösen Olympiaticket

Nach langer Durststrecke: Curling-Herren lösen Olympiaticket

Zum ersten Mal seit Sotchi 2014 wird im kommenden Jahr ein deutsches Curling-Team wieder an Olympischen Spielen teilnehmen. Die junge deutsche Herrenmannschaft um Skip Marc Muskatewitz (29, Baden Hills GCC) hat nach dem Coup Ende November, als sie nach 20-jähriger Durststrecke wieder einen Europameistertitel nach Deutschland holte, nun auch bei der WM in Kanada die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo geschafft.


„Eine gewisse Genugtuung ist da, weil der Herrenbereich von POTAS [Potenzialanalyse der olympischen Wintersportverbände, Anm. d, Red.] zuletzt als nicht vielversprechend eingestuft wurde, aber ein Aufbau benötigt halt auch ein paar Jahre Zeit“, gibt Bundestrainer Uli Kapp zu und schaut schon mal voraus Richtung Winterspiele. „Wir haben jedes Top-Team in der Welt schon mal geschlagen, es ist also alles möglich. Entscheidend wird dann sein, wie wenig sich die Jungs vom Trubel der Spiele beeindrucken lassen.“

Viel kommt dann auf Muskatewitz an, der mit nicht einmal 30 Jahren der Senior im jüngsten Team der aktuellen Weltspitze ist. Johannes Scheuerl (22), Felix Messenzehl (21, beide EC Oberstdorf), Benjamin Kapp (22, CC Füssen) und Ersatzspieler Mario Trevisiol (21, CC Konstanz) bilden das Youngster-Quartett, das die Steine so platzieren muss, damit ihr Skip am Ende möglichst viel aus den jeweiligen Ends (Spielabschnitten) herausholen kann. Dabei sind die Vier zwar jung, aber im Curling hoch angesehen, haben sie doch schon im Juniorenbereich zwei WM-Silbermedaillen geholt.

Marc Muskatewitz wurde während seines gesamten Studiums mit dem Deutsche Bank Sport-Stipendium von der Sporthilfe begleitet und hat gerade die Masterarbeit für sein Studium der Produktentwicklung im Maschinen- und Anlagenbau an der FH Kempten abgegeben. Für die Olympiachance hat er eine Start-up-Gründung verschoben. Auch die anderen werden seit vielen Jahren durch die Sporthilfe unterstützt. Seit dem Gewinn des Europameistertitels wird die Mannschaft im Top-Team von der Sporthilfe gefördert.

Uli Kapp nahm bereits 1998 in Nagano und 2006 in Turin als aktiver Athlet bei den Spielen teil. Jetzt begleitet er die Mannschaft als Trainer. (Foto: picture alliance)

Die Mannschaft ist ein Versprechen in die Zukunft des deutschen Curlingsports. Bundestrainer Uli Kapp, im Übrigen der Onkel von Benjamin, war in der eigenen Karriere zwei Mal bei Olympia am Start (1998 und 2006), holte zudem in der 90er Jahren drei EM-Titel mit dem deutschen Herrenteam und weiß daher „wie der Hase läuft bei so großen internationalen Turnieren. Mir war schon klar, dass wir als Europameister bei der WM nicht mehr unterschätzt würden und nun zu den Gejagten gehören.

Die Mannschaft um Skip Marc Muskatewitz (Foto) hat das Olympiaticket für die Spiele 2026 gelöst. Somit ist erstmals seit 2014 wieder ein deutsches Curling-Team am Start. (Foto: picture alliance)

Die Jungs mussten in Kanada eine enorme Lernkurve durchmachen, um quasi mit dem letzten Stein gegen die USA noch Platz acht und damit die Olympiaquali zu holen. Und ich bin froh darüber, denn das haben sie nun schon vor den Spielen durchlebt.“

 

In Sachen Athletik und Potenzial ist das DCV-Team im olympischen Turnier mit der Weltspitze auf Augenhöhe. Die Erfahrung anderer Teams, wie Top-Favorit Schottland oder Schweden mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren, müssen sich die deutschen Curler noch erarbeiten. Zeit genug wäre da, denn fast alle können noch locker bis 2034 oder sogar 2038 ihre olympische Karriere fortsetzen.

Doch wenn man nun schon einmal als jüngstes Team die Qualifikation für das olympische Turnier, das im Eisstadion von Cortina d'Ampezzo ausgetragen wird, hat, könnte man einfach unbekümmert – oder wie Uli Kapp es sagt „in der eigenen Wohlfühlblase“ – aufspielen und die großen Favoriten einen nach dem anderen aufs glatte Eis führen…



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